Die neue digitale Normalität: Ein kritischer Blick

Webbasierte Lerntools und Blended Learning: Seit der Corona-Pandemie sind sie nicht nur in aller Munde, sondern werden allseits genutzt und umgesetzt. Zeit zu überlegen, welche Auswirkungen die Entwicklungen auf uns haben – und dabei gezielt auch Problemfelder in den Blick zu nehmen.
Gemeinhin werden die digitalen Fortschritte, die in der Corona-Zeit vielerorts ad hoc erzielt werden mussten, als positiv gelobt. Es lohnt sich, diese digitalen Fortschritte im Bildungswesen kritisch zu würdigen. Deshalb soll an dieser Stelle beleuchtet werden, wie mit zunehmender Digitalisierung im Bildungswesen strukturell schwach aufgestellte Bevölkerungsgruppen noch stärker benachteiligt werden, wenn ökonomische Interessen die didaktischen Ziele in der Bildung überholen.
Mit der Corona-Pandemie wurde Homeschooling, das bisher als kompliziert und unnötig erschien, über Nacht zur Realität. Damit verbunden gewinnt der Bildungsbereich in Bezug auf die Digitalisierung nebst seiner gesellschaftlichen Bedeutung verstärkt auch an ökonomischer Bedeutung. Webbasierte Lerntools oder digitale Austauschplattformen – das Coronavirus hat das Interesse vieler privater Marktplayer, nicht zuletzt auch grosser Technologieunternehmen, für die Bildungsindustrie geweckt.
Ist das gut oder schlecht? Unternehmensinteressen, die in den Medien nicht selten vertreten werden, plädieren für flexible und effiziente Lehr- und Lernmethoden dank digitaler Kommunikationsmöglichkeiten. Vertreter und Vertreterinnen des Bildungswesens sprechen von innovativen Unterrichtsmethoden (Stichwort «Blended Learning»), die Lernende zu selbstständigem Lernen und zu mehr Disziplin motivieren sollen. Dies unter dem Blickwinkel, sie durch die Förderung dieser Fähigkeiten und Kompetenzen optimal auf die zukünftige Arbeitswelt vorzubereiten.
So weit, so gut. Was nicht vergessen werden darf, ist, dass Technologiekonzerne vorwiegend wirtschaftliche Ziel verfolgen, um nachhaltig erfolgreich zu sein. Diese sind nicht oder nicht zwingend deckungsgleich mit den Bildungszielen. Bildungsinstitutionen sollten also darauf achten, die Tools ganz gezielt und nur zum Zwecke der Bildungsqualität auszuwählen.
Aufgrund unseres föderalistischen Grundprinzips ist die Schweizer Bildungslandschaft sehr heterogen aufgestellt. Die Konsequenzen in der Praxis sind die unterschiedlichen Ausgangslagen je nach Kanton und Gemeinde, ja sogar nach Schule und nach Klasse, sowie die Abhängigkeit vom Willen einzelner Lehrkräfte, Lernende mit Homeschooling gezielt zu fördern.
Unter dem Schlagwort «Digital Divide» wird die Befürchtung einer digitalen Spaltung geäussert. Empirische Berichte sprechen dafür, dass Lernende aus sozial benachteiligten Elternhäusern geringere computer- und informationsbezogene Kompetenzen aufweisen. Durch den fehlenden Zugang oder die geringe Affinität zu digitalen Medien werden sie noch stärker benachteiligt.
Ebenso ergeben sich Schwierigkeiten bei der Homeschooling-Unterstützung insbesondere für Familien mit Migrationshintergrund (38% der Bevölkerung in der Schweiz), die auf sozioökonomische Herausforderungen (nachweisbar tiefere Bildungsniveaus, höhere Erwerbslosenquoten, finanzielle Schwierigkeiten und Sprachprobleme) zurückzuführen sind. Der Ausschluss benachteiligter Bevölkerungsgruppen scheint mit zunehmendem digitalem Fortschritt nicht überwunden zu sein.
Es braucht ein systematisches Vorgehen, um mit der Digitalisierung im Bildungswesen bestehende Problemfelder sowie Bedürfnisse gezielt anzugehen. So erachte ich es als wertstiftend, den didaktischen und pädagogischen Kernkompetenzen unserer Bildungsexperten zu vertrauen und die Chancen, die sich aus Lösungsansätzen aus der Privatwirtschaft ergeben, dort zu nutzen, wo sie maximale Lernqualität für alle erbringen – zum Beispiel bei der individuellen Lernunterstützung.
Wirtschaftliche Gewinnziele dürfen die pädagogische Verantwortung im Bildungswesen nicht überholen. Flexibilität, Effizienz und Innovation ja, unbedingt, aber nicht zu Lasten der Bildungsqualität.
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